Eigentlich scheint es in der Welt genügend Literaturzeitschriften zu geben – dennoch hat Andreas Heidtmann 2006 eine neue gegründet: den poet. „Alles Gute ist ein Wagnis“, kommentiert der Herausgeber und Autor diesen Schritt selbstbewusst. Dass Heidtmanns Aussage keine Hybris darstellt, wird dadurch bewiesen, dass der
poet den diesjährigen Hermann-Hesse-Preis erhält, den einzigen Preis für deutschsprachige Literaturzeitschriften. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung wird alle vier Jahre verliehen. 2002 ging sie schon einmal nach Leipzig: an die Literaturzeitschrift EDIT.
Seit drei Jahren erscheint der
poet im halbjährlichen Turnus in einer stabilen Auflage von fünfhundert Exemplaren. Die Heftdicke liegt bei etwa zweihundert Seiten – jede Menge Lesestoff also. Enthalten sind neben Gedichten und Geschichten auch Essays und poetologische Gespräche. In der frisch erschienenen Nummer 8 finden sich unter den Gesprächspartnern Ilija Trojanow oder You-Il Kang, in den vergangenen Ausgaben waren unter anderem Urs Engeler, Don Coles und Ulrike Almut Sandig vertreten.
Veröffentlicht werden Lyrik und Prosa sowohl von jungen, unbekannten Autoren als auch Texte aus der Feder bekannter Schriftsteller wie Elke Erb, Hans-Ulrich Treichel oder Friederike Mayröcker. Dieses Konzept – die Verbindung von junger Literatur mit Texten arrivierter Autoren – lobte auch die Jury des Hermann-Hesse-Preises, ebenso wie das "frische" und "unverwechselbare" Design, das in seiner Schlichtheit die Literatur in den Vordergrund stellt. Nur auf der Umschlagseite findet sich eine Illustration, ansonsten lenkt nichts von den Texten ab.
Kreuzer, Stadtmagazin Leipzig