POET NR. 17 INHALT COVER ORDERN ET CETERA

  Norbert Hummelt

sperrgebiet

sommer der niedrig fliegenden schwalben. da fiel der satz
den ich hier bei mir trage, ich weiß es wohl, ich habe
ihn gehört, als wir zu dritt auf einem feldweg gingen, u.

hinter uns das dorf lag da wie tot; da war ein zaun, es ging
da nicht mehr weiter, denn hier begann das sperrgebiet
das sich durch kiefernwälder u. um viele birken bis hinter

den ural hinzieht. u. eine orgel war die keiner spielte, er aber
hatte sie gehört; jetzt sei er, sagte er so gut wie wörtlich,
in die vergangenheit zurückgekehrt. das ist der satz, wie ich

ihn bei mir habe in der weithergeholten wiedergabe. ob er
dort bleiben wollte, ließ er unerwähnt; sommer der niedrig
fliegenden schwalben; wir sahen ihn noch eine gute woche

ich habe oft davon erzählt. so trat er ein in das vergangene
das zu vergehen gar nicht aufhören kann; die gegend
nannte sich die niederlausitz, u. das dorf hieß werenzhain.
er stein von rosetta, ohne den stein.


Norbert Hunnmelt

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Norbert Humnmelt, geboren 1962 in Neuss am Rhein, lebt als freier Schrift­steller in Berlin. Im Luchter­hand Lite­ratur­verlag er­schienen zuletzt seine Gedichtbände Totentanz (2007) und Pans Stunde (2011). Er ist Autor zahlreicher Essays und literarischer Features und unter­richtete seit 2002 wiederholt am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.
 
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