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Michael Braun, Michael Buselmeier
Der gelbe Akrobat – Neue Folge
Lyrikanthologien sind sehr vergängliche Gebilde. Mit dem ehrgeizigen Ziel, einen »ewigen Vorrat« von »hinterlassungsfähigen« (Gottfried Benn) Poemen anzulegen, sind die Herausgeber solcher Anthologien in schöner Regelmäßigkeit gescheitert. Was als Gedichtsammlung mit nahezu unbegrenzter Haltbarkeitsdauer geplant ist, entpuppt sich in der Regel als sehr zeitabhängige, von intellektuellen Moden beeinflusste Bestandsaufnahme, ebenso kurzlebig wie die lyrische Saisonware. Unser gemeinsames Unternehmen Der gelbe Akrobat, das wir 2009 als Summe einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit zeitgenössischen Gedichten vorlegten, ist indes kein klassisches Anthologie-Projekt, sondern ein work in progress, das sich einem publizistischen Glücksfall verdankt. Zwanzig Jahre lang ermöglichte uns die Wochenzeitung Freitag, in unregelmäßiger Folge Kolumnen zu deutschsprachigen Gedichten der Gegenwart zu schreiben. In stetem Wechsel verfertigten wir ab 1991 unsere Kommentare zu den Gedichten, biografische und sympathetische Annäherungen an die Texte, die im Idealfall aufeinander antworteten und sich zu einem großen Gespräch über Poesie ausweiteten. Die erste umfassende Zwischenbilanz dieser Arbeit mit 100 Gedichten und ebenso vielen Kommentaren haben wir 2009 im Verlag des Poetenladens vorlegen können, ein Kompendium, das mittlerweile in der dritten Auflage erscheint.
Unser Gespräch mit der zeitgenössischen Poesie haben wir nach dem Ende der Freitag-Kolumne fortgesetzt: Die Neue Folge des gelben Akrobaten wird seit Januar 2011 monatlich auf der Internet-Seite des Poetenladens präsentiert. Das dialogische Prinzip der Herausgeber ist erhalten geblieben. Der poet dokumentiert nun die ersten sechs Folgen dieser Reihe, ergänzt um die Gedichte und Kommentare, die in die Buchausgabe des gelben Akrobaten nicht mehr aufgenommen werden konnten.
Michael Braun und Michael Buselmeier
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